Die Ankunft                                                                      22.08.2017

Die Abfahrt nach Växjö in Schweden rückte immer näher und dann war der Tag gekommen. Ich hatte schon die letzten Tage immer mal wieder versucht in mich hinein zuhören und zu erspüren, wie es mir mit allem geht, was ich fühle. Da ich aber noch letzte Hausarbeiten schreiben musste, mit der Packplanung und letzten Besorgungen und Erledigungen beschäftigt war, gab es noch nicht viel zu spüren.

Als dann die Abfahrt nahte, kämpfte ich den ganzen Tag über schon mit den Tränen, mit einem Gefühl der Angst, wie es dort alles sein wird, wie meine Unterkunft ist, wie das Studieren sein wird, was vielleicht zuhause passiert, wenn ich nicht da bin. All solche Fragen blubberten in meinem Kopf. Hatte sich der Abschied 2011, als ich zu meinem großen Australien- und Neuseelandabenteuer aufgebrochen bin, auch so angefühlt, war es ähnlich?

Das Einzige was sich gut anfühlte, war der Gedanke, dass ich nicht gleich komplett alleine sein würde. Meine Eltern hatten sich dazu entschieden mich nach Schweden zu bringen und so ein Stück auf dem neuen Weg zu begleiten.

Diese Entscheidung bedeutete mir wahnsinnig viel, da es das erste mal war, dass mich jemand in meine neue Welt begleiten und sehen würde, wo ich die nächsten Monate verbringen werde. Amerika, Australien und Neuseeland, waren ja bisher immer zu weit weg für Besuche oder ähnliches. Da wir also mit dem Auto nach Schweden fuhren, brauchte ich mir um das Gewicht meines Gepäcks erstmal keine Sorgen machen und konnte so auch noch allerhand andere Dinge, wie Bettwäsche etc. mitnehmen.

Am 21.08.17 fuhren wir gegen 17 Uhr zuhause los und die Verabschiedung von meiner Oma und meiner restlichen Familie viel mir wie immer schwer. Ein Abschied ist nie leicht, vor allem, wenn man nicht weiß, ob man Omas und Opas vielleicht zum letzten mal sieth. Und auch die Verabschiedung von meiner vierjährigen Nichte und meinem einjährigen Neffen verursachte mir einen dicken Klos im Hals. Ich war einfach noch nie gut im Abschiednehmen und werde es auch nie werden, eine Stärke und Schwäche zu gleich.

Um 21 Uhr ging unsere Fähre von Travemünde, neun Stunden über Nacht, nach Malmö.

Die Fähre war wirklich nicht schlecht, die Kabine mit Fenster war ordentlich, sauber und bot eine schöne Aussicht. Nachdem unser schwimmendes Hotel abgelegt hatte, genehmigten wir uns ein Abendessen vom Buffet im Restaurant. Der Preis von 16 €uro war jedoch für die Qualität und vor allem für die vegetarische Auswahl, nicht gerechtfertigt. Dafür war das Servicepersonal sehr nett und bemüht und hat mir mit Dill und Quark eine extra Soße gezaubert, weil in den anderen Soßen Fisch oder Fleisch war. Mein Papsel hat versucht den Preis wieder herauszuholen und hat sich ausgiebig am Lachs bedient und satt gegessen. Anschließend sind wir noch zur Bar mit Aufenthaltsraum gegangen und haben auf dem Außendeck dem Anbrechen der Nacht zugeschaut.

Danach fielen wir alle müde in unsere Betten, wobei ich nicht unerwähnt lassen möchte, dass ich das Klappstockbett ohne Gitter hatte und sich enorm um meine Sicherheit gesorgt wurde, weil ich ja Nachts aus dem Bett fallen könnte :). Dabei war ich von meiner Reiserei durch Australien schon ganz andere Betten gewöhnt :). Aber ich kann alle beruhigen, ich blieb wo ich war und musste glücklicherweise keine Bekanntschaft mit dem harten Kabinenboden machen.

 

Am nächsten Morgen legten wir gegen 7 Uhr an und konnten kurz nach sieben schon von der Fähre fahren. Nun waren wir in Schweden.

 

Ich habe ganz vergessen zu erwähnen, dass ich 2001 bereits schon einmal in Schweden war. Damals (boah, da war ich 16 Jahre alt!!!), nahm ich mit anderen von der Realschule am Schüleraustausch teil. Eine Woche besuchten uns die Schweden in Uetze und im Gegenzug besuchten wir unsere Austausschüler dann in Vimmerby. Ich erinnere mich sehr gerne an diese Woche in der Heimat von Astrid Lindgren zurück. Wir hatten unheimlich viel Spaß, haben viel gelacht, erlebt und gelernt. Vielleicht habe ich mich aufgrund dieser positiven Erfahrungen und Erinnerungen auch für ein Auslandssemester in Växjö entschieden.

 

Nun lag noch eine zweistündige Autofahrt vor uns. Auf halber Strecke machten wir Halt bei dem Ikea in Almhult, um zu Frühstücken und um noch ein paar letzte Besorgungen zu machen. Wie ich hinterher erfuhr, befindet sich in Almhult der größte Ikea weltweit, da dort die Hauptzentrale des schwedischen Möbelherstellers sitzt. Es gibt auch ein Ikea Museum, das ich demnach noch unbedingt besuchen muss.

Unterwegs zogen immer wieder die typischen Schwedenhäuschen an unseren Fensterscheiben vorbei und wir fühlten uns teilweise, wie in den Michelfilmen oder wie bei den Kindern aus Bullerbü. Als wir dann endlich anch Växjö kamen, war ich von dem, was ich sah etwas enttäuscht. Aber gut, es war ja auch nicht die Innenstadt. Das Haus, in dem ich für die Zeit des Studiums ein Zimmer bei einer Familie gemietet habe, fanden wir dann ohne Probleme und die erste Begegnung mit dem Hauseigentümer verlief auch sehr nett.

Ich musste mich innerlich nur über mich selbst beömmeln, weil ich direkt vor der Haustür stand, klingelte und dann fast von der Tür erschlagen und von der Treppe geschubst worden wäre. Denn ich hatte vergessen, dass die Haustüren hier nach außen auf gehen :). Aber ich hatte noch schnell genug reagiert und war etwas zurück gesprungen, bevor mich die Tür erwischen konnte :).

 

Nachdem alle Sachen in mein Zimmer geschleppt wurden, fuhren wir zur Universität, wo ich mich regristrieren konnte und nahm danach an einer Campusführung teil, während meine Eltern zu ihrem Hotel fuhren und dort eincheckten. Die Regristrierung verlief ohne Probleme. Die Campustour war kein großes Highlight. Ja der Campus ist riesig und ein kleines Dorf, dass man eigentlich nicht verlassen muss, weswegen ich mich auch gegen das Leben in der Campusblase entschieden hatte. Aber wir waren eine große Gruppe und man konnte nicht immer alles verstehen, was der Student, der uns alles zeigte, erklärte und erzählte. Hier auf dem Campus der Linnae Universität befindet sich auch ein noch recht junges Schloss, das Teleborg Castle. Dieses war einmal das Hochzeitsgeschenk eines reichen Mannes an seine Frau. Heute befindet sich in dem Schloss ein sehr nobles Restaurant. Wir zogen vorbei an den beiden Diskotheken auf dem Unigelände, in die man nur kommt, wenn man in verschiedenen Studentenorganisationen Mitglied ist, so wurde uns gleich zur Mitgliedschaft in verschiedenen Gruppen geraten. Wir gingen an den verschiedenen Wohnblöcken der einzelnen Wohnungsbaugesellschaften vorbei und trafen unterwegs auf die Studentennationen, die sich mit Trinkspielen, Wettkämpfen, Partymusik und lautem Gebrüll für das neue Semester vorbereiteteten. Doch dazu komme ich noch an anderer Stelle drauf zurück.

 

Als die Campusführung beendet war, holten mich meine Eltern ab und wir fuhren zum nahegelegenen Willys Supermarkt, um das Nötigste für ein Frühstück am nächsten Morgen einzukaufen. Stellt euch vor, wir waren uns am Eingang gar nicht so sicher, ob wir überhaupt mit Geld oder Karte bezahlen konnten. Denn am Eingang gab es eine Wand mit Scannern zum Mitnehmen, sobald man vorher eine Art Kundenkarte einscannen konnte. Klingt etwas verwirrend und genau das war es auch. Im Supermarkt sah man dann Kunden mit dem Scanner rumlaufen, die den Strichcode am Regal einscannten und anschließend ihre Ware in den Einkaufswagen legten. Hallelujah!

 

Aber wir hatten Glück und konnten letztendlich doch mit Karte bezahlen. Was in Schweden übrigens Gang und Gebe ist. Mit Bargeld wird hier nur noch sehr wenig bezahlt. Plastik ist hier für alles und jeden Minibetrag an der Tagesordnung.

Am Abend waren wir bei der Familie, meinen Vermietern, zum Essen eingeladen. Wir hatten Milka- und Rittersportschokolade als Gastgeschenk dabei und wurden herzlich begrüßt. Wir verbrachten den Abend Tacco-essend und auf Englisch und halb Deutsch erzählend, bis es Zeit für die erste Nacht in meinem kleinen Reich war. Gute Nacht :)!