Reich mir die Flosse - Delfinschwimmen in Kaikoura

08.01.2015

Das Wetter sah am nächsten morgen nicht viel besser aus. Auf dem Weg nach Kaikoura sah es nicht nach Besserung aus. Zusätzlich fing es unterwegs auch noch an zu regnen. Zum Glück konnten wir unseren Kram noch im Trockenen einpacken.


Kurz vor Kaikoura stoppten wir an der Ohau Seal Colony, der Seehundkolonie. Vor drei Jahren, als ich mit Florian unterwegs war, hatte uns die Kassiererin einer Tankstelle den Tipp gegeben. Bis Ende Januar kann man dort nämlich die Seehundbabys beobachten. 

Der feine Mieselregen hielt uns und unsere guten Regenjacken nicht davon ab, trotzdem dort auszusteigen. Die kleinen Seehunde waren wie immer niedlich anzugucken, wie sie miteinander spielten, sich in ein kleines Wasserbecken fallen ließen und noch etwas unbeholfen über die Felsen robbten.

Nachdem alles abgelichtet war, fuhren wir direkt nach Kaikoura zum iSite. In Kaikoura war es zum Glück trocken. Aber der Himmel hing voller grauer Wolken.

Im iSite wollten wir das Schwimmen mit Delfinen buchen. Ich hatte es mir so sehr vorgenommen und gewünscht, sodass ich etwas geknickt war, als die Mitarbeiterin sagte, dass das Schwimmen für die nächsten 1,5 Wochen ausgebucht ist. Sie setzte uns für den heutigen Tag und für morgen auf die Warteliste. In dem Fall, dass zwei andere eventuell wegen des schlechten Wetters und Seegangs absagen würden, könnten wir dann nach rücken. Sie erzählte uns weiter, dass wir in einer Stunde, also um halb eins, am Sitz von "Dolphin Encounter" sein sollen, falls jemand abspringt, denn dann hätten wir heute schon die Möglichkeit mit Delfinen zu schwimmen.

Schnell fuhren wir zum Top 10 Holiday Park Kaikoura, bekamen einen Stellplatz mit Strom, packten in Windeseile unsere Rucksäcke mit Schwimm- und Duschsachen und machten uns zu fuß auf den Weg zum Büro von Dolphin Encounter.


Dort angekommen, warteten wir in der Schlange vor den Kassen. Meine Aufregung war bis dahin schon erheblich gestiegen. Klappte es? Klappte es nicht? Kriegen wir einen Platz?

Bis wir endlich an der Reihe war, war meine Aufregung ins unermessliche gestiegen.

Ich erklärte der freundlichen Mitarbeiterin, dass wir für das Schwimmen mit Delfinen auf der Warteliste stehen würden. Sie ging kurz nach hinten und als sie zurück kam meinte sie "Ja, es sind zwei Plätze frei. Ihr könnt die Tour machen."

Wir konnten es erst gar nicht glauben! Jiphieee wie toll ;).

Sie erklärte uns ebenfalls, dass der Wellengang sehr stark ist und somit auch das Level für Seekrankheit hoch sei. Ich sagte ihr, dass wir keine Probleme damit haben, trotzdem etwas dafür dabei haben.

Aber wir waren uns noch nicht so ganz sicher, ob wir es wirklich machen sollten...starker See- und Wellengang?

In meinem Bild sah ich Monsterwellen auf uns zu rollen. Sie wollte außerdem wissen, ob wir sichere Schwimmer sind?

Mhhh eigentlich ja, ging es uns durch den Kopf. Aber wären wir das auch bei riesigen Monsterwellen?


Ich erkundigte mich, ob man jeder Zeit zurück ins Boot könnte, falls man nicht mehr kann oder es einem zu schwer wird. Sie bestätigte mit "ja klar".

Lea und ich guckten uns an. Sollten wir es machen? Würden wir es schaffen im offenen Meer, bei starkem Wellengang?

Wir ergriffen die Chance und buchten die Tour. Wer weiß, ob wir am nächsten Tag noch einmal die Chance bekommen würden.

Dann ging alles sehr schnell. Wir wurden in einen riesigen Raum mit Regalen und Garderoben voll mit Taucherbrillen, Schnorcheln, Schwimmflossen und Neoprenanzügen gebracht. Nach einer sekundenschnellen kurzen Schilderung und Abfrage unserer Größen, bekamen wir ein komplettes Set in die Arme gedrückt und sollten uns in der Umkleide umziehen.

Wir beeilten uns so schmell wir konnten und brauchten beide sogar noch einen neuen Neoprenanzug, weil der Typ uns netterweise zu kleine Größen gegeben hatte. 

Schnell schlichen wir im Neoprenzweiteiler, bepackt mit Rucksack, Schnorchel, Taucherbrille und Flossen in den Raum, indem die anderen bereits saßen und dem Einführungs- und Informationsfilm lauschten. Zum Glück waren wir noch rechtzeitig für den ganzen Sicherheitskram gekommen.

Wir bekamen außerdem Tipps für das Anlocken der Säugetiere. Man soll, sobald man im Wasser ist, singen oder andere Geräusche machen. Und sobald ein Delfin naht, soll man im Kreis schwimmen. Das animiert die Delfine mit einem mit zu schwimmen. Witzig, aber aufregend.


Nach dem Film wurde die Gruppe auf zwei Busse aufgeteilt, die uns zu den Booten im Hafen brachten. So waren es nur noch ca. 20 Schwimmer und 5 Leute, die nur eine Delfinbeobachtung gebucht hatten. Lea und ich hatten uns während des Films bereits eine Dosis Nux Vomica Globuli gegen eventuelle Übelkeit eingeschmissen.


Die Crew unseres Bootes hieß uns ganz nett willlommen und gab uns auf der Fahrt hinaus auf das Meer weitere Infos und Sicherheitseinweisungen.

Und wisst ihr was? Ich hatte Monsterwellen erwartet, doch das Meer war recht ruhig. Von riesigen, bedrohlichen Wellen, die einen überrollen und von der Meeresoberfläche putzen würden, weit und breit keine Spur.

Puh, das war schon mal viel beruhigender.


Dann war es so weit. Die Stimmen der Crew riefen uns zu, wir sollten unsere Taucherbrille, Schnorchel und Schwimmflossen anziehen. Da sahen wir sie auch schon. Die Delfine.

Und dann ertönte das Horn. Jedes mal, wenn wir ins Wasser können und jedes mal, wenn wir zum Boot zurück kommen sollten, würde es ertönen.


Wir ließen uns von der Stufe ins Wasser plumpsen. Der Neoprenanzug wärmte uns gegen das ca. 15 Grad kalte Wasser. So war es recht angenehm.

Sofort fing ein jeder an, Geräusche zu machen und zu singen. 

Für die Leute auf dem Boot, die nur zur Delfinbeobachtung mitgekommen waren, muss es ein Spaß gewesen sein. 20 Erwachsene Menschen, die im offenen Meer schwimmen bzw. schnorcheln und dabei Geräusche machen.

Ich fühlte mich zwischenzeitlich wie der Fisch Dori im Film "Findet Nemo", die denkt sie kann "walisch" sprechen.


Auch wenn es für die anderen komisch war, die Delfine fanden es noch witziger und kamen zu uns. Immer mal wieder waren sie unter und neben mir. Sie schienen mich im Vorbeischwimmen genau zu beobachten. 

Es war ein grandioses Gefühl diese Tiere in der freien Wildbahn so nah zu sehen. 


Teilweise kamen sie so nah, dass ich sie ganz einfach hätte berühren können. Leider, aber auch verständlicher Weise, ist das absolut verboten, weil die Gefahr, die empfindliche Delfinhaut mit den Fingernägeln zu verletzen einfach zu groß ist.

Es war deshalb nicht weniger toll. Ich hatte das Weihnachtsgeschenk von einer Freundin dabei, eine Unterwasserkamera. Ich drückte ab und an mal auf den Auflöser und bin gespannt, ob die Fotos was geworden sind. Die Delfine zogen etwas weiter und irgendwann ertönte das Horn. Wir schwammen alle zurück zum Boot, das uns dann wieder in die Nähe unserer Flossenfreunde brachte. So durften wir insgesamt vier mal mit diesen beeindruckenden Tieren schwimmen. Ganze drei Delfinarten tummelten sich im Wasser. Der Dusky Dolphin, der Common Dolphin und noch ein weiterer. Namen habe ich leider vergessen. 


Wenn man nur durch den Mund atmen kann, schwimmt und dabei dann noch singt, kostet das ganz schön viel Atem. So war ich am Ende jeder Schwimmetappe ganz schön aus der Puste, denn ich sang was meine Lungen her gaben. Mit Erfolg. Mehrere male gesellte sich ein Dolfin zu mir und schwamm mit mir im Kreis, bzw. um mich herum. 

Was sie wohl dachten bei unserem Anblick? Bestimmt "seltsame Kreaturen, die sich zu uns ins Wasser wagen. Putzige Geräusche machen sie auch noch!", so was in der Art.



Ein Delfin kam sogar frontal auf mich zugeschossen, dass ich in der ersten Sekunde kurz die Luft anhielt. Aber geschickt und wie eine Rakete tauchte er blitzschnell unter mir durch.


Bei dem Wort Delfinschwimmen denken viele an das viel verbreitete Bild, dass man irgendwo wo es warm ist, mit Bikini bekleidet zu einem Delfin ins Wasserbecken steigt und sich das trainierte Tier streicheln lässt oder einen sogar zieht.


Dieses Schwimmen unterschied sich zum Glück komplett davon.

Denn diese Tiere, die uns so nahe kamen, sind freie Tiere und haben sich aus eigenem Interesse und aus freiem Willen genähert. Hätten sie keine Lust auf uns komische Schnorcheltierchen gehabt, dann wären sie erst gar nicht gekommen.

Aber wie gesagt, unser Gesang muss einfach der Hammer gewesen sein ;). Vielleicht hätten sie uns sogar mit ihren Flossen applaudiert, wenn sie gekonnt hätten. 


Lea und ich hatten auf jeden Fall unseren Spaß und haben zwischendurch viel gelacht, weil es so gigantisch war.


Nach der vierten und letzten Schwimmsession, durften wir uns heiß abduschen und aus dem Neopren pulen. Es gab heißen Kakao und Kekse für alle. In Handtücher und Decken gewickelt, saßen wir etwas bibbernd vorne auf dem Bootsdeck und konnten eine drei viertel Stunde lang die Delfine vom Boot aus betrachten und hatten Zeit für Fotos.

Mehrere Flossenfreunde sprangen immer wieder aus dem Wasser und schlugen fleißig einen Salto nach dem anderen. Wir konnte aus der Ferne auch Buckelwale sehen. 

Da die Delfinboote jedoch keine Erlaubnis haben, sich den Walen so dicht zu nähern, blieben wir auf Distanz. Nur die Walbeobachtungsboote haben eine Genehmigung dafür.


Am Ende wurde uns noch etwas Besonderes zu teil. Wir sahen ganz seltene Spitzwale. Zwar auch nur aus der Ferne, dennoch etwas besonderes. Diese Tiere sind extrem scheu und verschwinden relativ schnell, sobald sich ihnen jemand nähert. Deshalb sind sie bisher noch wenig erforscht.

Selbst die Crewmitglieder haben noch nicht oft einen Spitzwal gesehen. Die eine erst das zweite mal in ihrem Leben.


Auf dem Weg zurück zum Hafen froren wir enorm und uns war nach der Anstrengung etwas flau im Magen. Das Frühstück am morgen, war unsere letzte Mahlzeit gewesen. 


So waren wir ganz froh, als wir beim Buchungsbüro endlich unter einer heißen Dusche standen. Unser Magen schleifte gefühlt hinter uns her, als wir kurz vorm verhungern, zu fuß zurück zum Zentrum gingen. 


Beim nächsten Restaurant stillten wir unseren Durst und stopften die Löcher in unseren Mägen. 


Mir ging es leider nicht so gut. Ich hatte Migräne. Deshalb legte ich mich, zurück auf dem Holiday Park, gleich schlafen, in der Hoffnung, dass es mir am nächsten morgen wieder besser gehen würde.


Ein erschöpftes, aber glückliches Gute Nacht aus Kaikoura,

Eure Weltenbummlerin ;)