Von Coromandel nach Roturua

03.01.2015

 Die Nacht verlief dann doch gnz ruhig und wir konnten ungestört schlafen. Ein Blick aus dem Fenster am nächsten Morgen verriet uns, dass das Gepäck auch endlich verschwunden war.

Da hatten sie dann wohl doch irgendwann etwas vermisst.


Als ich so vor dem Camper stand und meine Klamotten zum Duschen zusammen suchte, hörte ich auf einmal ein Plätschern. Mein Blick wanderte zum Geräusch und als ich sah, was ich sah, dachte ich ernsthaft, dass ich im falschen Film gelandet war!

Mein erster Gedanke war, dass jemand irgendetwas ausgoss. Aber nein! Falsch gedacht! Schräg links hinter uns auf dem Platz stand ebenfalls ein kleinerer Campervan. Die Beifahrertür von diesem Gefährt war geöffnet und dahinter stand ein Kerl mit freiem Oberkörper und pisste! Einfach so! Mitten auf dem Campingplatz! Hier sei kurz angemerkt, dass die Toiletten keine 100 m weiter waren! Nur 20 Meter hätte er gehen müssen, dann hätte er in den Männertoiletten gestanden.

Unfassbar! Es störte ihn auch nicht die Bohne, dass ich es bemerkt hatte. Wir hatten sogar kurz Augenkontakt. Nö, er pullerte seelenruhig weiter.


Als wir vom Duschen zurück kamen, war der Typ bereits verschwunden und hatte sich im wahrsten Sinne des Wortes verpisst.


Dann kam der nächste Lacher Kracher. Es stellte sich heraus, dass der weibliche Part des Pärchens, den ich am Abend zuvor aufgrund der langen Haare im Dunkeln für eine Frau gehalten hatte, in Wirklichkeit ein Mann war. Und das Pärchen ein schwules Pärchen. Das machte die ganze Geschichte irgendwie noch um einiges witziger :D.


Die Toiletten waren mittlerweile in einem grauenhaften Zustand. Nur noch 

zwei von fünf Toiletten konnte man mit viel Ekel benutzen. Ich drehte zum Abschluss noch ein Video von dem "Wasserablauf", wir lachten noch eine Runde und verließen den H(orror)oliday Park und fuhren zum iSite nach Whitianga. Dort wollten wir einen Holiday Park für Rotorua sowie den Maoriabend für diesen Tag buchen. Die

Mitarbeiter des iSites waren wie immer  sehr nett und hilfsbereit. Fanden einen netten und günstigen Platz mit Strom für uns und buchten uns beim Taramaki Maori Village ein. 


Die iSites gibt es fast in jedem kleineren Ort. In den Städten sowieso. Sie sind ein zentraler Anlaufpunkt für Reisende und Touristen. Man bekommt dort Informationen über alles, was man in der Gegend machen kann. Bis hin zu Flyern und Kartenmaterialen. In jedem iSite kann man von Unterkünften jeglicher Art, bis Touren und Veranstaltungen buchen.


Wir sind fast in jedem Ort zum iSite gefahren. Erst einmal um aufs Klo zu gehen (was sonst ;)) und um unsere Unterkunft für das nächste Ziel oder eine Tour zu buchen.

Ich kann es jedem Neuseelandreisenden nur empfehlen.


Da der Computer im iSite etwas streikte, sollten wir in einer halben Stunde noch einmal wieder kommen. Lea und ich fuhren deshalb noch kurz zum Countdown letzte Besorgungen zumachen. Auf dem Rückweg hielten wir wieder beim iSite, bezahlten und holten die Tickets ab.


Über die 309 Schotterstraße fuhren wir an die Westküste Coromandels. Die 309 wurde früher als Postweg genutzt und ist zum größten Teil unasphaltiert. Sie bietet genügend Ausweichbuchten links und rechts der Straße, falls es einmal zu eng für den Gegenverkehr wird. Unsere alte Möhre hatte die anderen Schotterstraßen, oder Gravel Roads wie sie hier heißen, mit Bravour gemeistert und schleppte sich auch dieses mal die manchmal steilen und kurvigen Straßen hoch und runter. 

Auf der Straße befindet sich ein Powertrail, viele Cachedosen in kürzeren Abständen. Die ersten 10 Dosen sammelte ich schnell ein. Weil wir aber noch einige hundert Kilometer vor uns hatten und ein Powertrail sehr zeitaufwendig ist, reichten mir zehn Döschen vorerst.


Auf der 309 Road gibt es noch wunderschöne Wasserfälle sowie ein kleiner Walk zu alten Kauribäumen. Unter anderem die siamesischen Kauribäume. Es lohnt sich auf jeden Fall diesen Weg den mehr befahrenen Hauptstraßen und Highways vorzuziehen.

Aus Whitianga Richtung Coromandel kommend gint es fast am Ende der 309 Road einen Wasserpark mit witzigen Wasserspielen und bei heißem Wetter eine kleine kühle Verschnaufpause.


Aus Zeitgründen und weil uns 28 Dollar einfach etwas zu teuer waren, ließen wir dieses Erlebnis aus. Zurück auf dem normalen Highway fuhren wir

Richtung Süden die Westküste herunter. Ich hatte gehofft, dass die meisten Pohutekawa Bäume noch blühen würden. Die hälfte war jedoch bereits verblüht. Um die Weihnachtszeit herum ist die Westküste nämlich in eine rote Blütenpracht getaucht.


Dennoch hatten wir wieder einmal tolle Aussichten und Landschaften, die während der Fahrt an unserem Fenster vorbei zogen.



Bis nach Roturua waren es noch einige Kilometer und die Zeit wurde knapp. Langsam kam Anspannung auf. Um 18:15 Uhr sollten wir am Campingplatz für den Maoriabend eingesammelt werden. Die Zeit saß uns im Nacken und dann verfransten wir uns auch noch in Tauranga. Also schmissen wir das alte Navi an. Trotz der veralteten Straßenkarte und einiger Offroadfahrten brachte es uns Richtung Roturua und zum Campground. Lea gab alles und trat das Gaspedal unseres alten Campers bis zum Anschlag durch. So schafften wir einige Steigungen mit 60 km/h anstatt mit 30 km/h. "Scheiß auf das Benzin! Hauptsache wir kommen pünktlich!", war unsere Devise. Die Tanknadel sank bei jedem kleinen Hügel rapide. Ging es bergab, stieg sie wieder. Und so schafften wir es zum Glück noch rechtzeitig. Um 17:45  Uhr kamen wir an, checkten ein, bekamen einen Platz zugewiesen und konnten uns sogar noch in andere Klamotten schmeißen und frisch machen. Uns wehte auch schon der typische Schwefelgeruch um die Nase. Dann kam auch schon der Bus, der uns für den Maoriabend abholte.

Am Hauptquatier in der Innenstadt Roturuas angekommen, wurde jeder einem Bus zugewisen. Lea und ich waren im Weka-Bus, der uns dann zum Maori Dorf bringen sollte. Witziger Weise hatte ich wieder den selben Fahrer wie vor drei Jahren. Dennis hieß er. Schon etwas älter aber ein super witziger Typ. Das letzte mal hatten wir im Bus auf jeden Fall viel zu lachen gehabt.


Wir fuhren los und Dennis erzählte erst einmal alles zu den Abläufen des Abends und die zeremoniellen Gebräuche.

Er erklärte uns, dass wir einen Chief, also einen Häuptling, aus unserem Bus wählen mussten. Es meldete sich zum Glück ein Freiwilliger, der mutig genug war, bei der Begrüßungszeremonie der Maori nach vorne zu treten. Während der Fahrt sollten wir alle plötzlich einen Arm in den Gang halten. Dennis zählte bis drei und dann durften wir mit Armbewegung und einem Lauten "Ha" rudern. Schon alleine die Hin- und Rückfahrt sind ein Highlight des Abends.

Dennis bat uns alle während der Begrüßungszeremonie nicht zu lachen, zu grinsen oder zu reden. Aus Respekt gegenüber den Menschen, die uns ihre Kultur näher brachten. Die letzten Gespräche verstummten und es wurde mucksmäuschen still, als die ersten Laute des Gesangs der Maori ertönten. Bewundernd verfolgten alle die Zeremonie, die damals abgehalten wurde, wenn zwei Völker auf einander traten. Waren sie in Frieden oder mit Kriegsabsichten gekommen?

Die Häuptlinge aus vier Bussen standen da und warteten gespannt, wen der Chief der Maori durch den Wurf eines Zweiges vor die Füße eines unserer Hauptlinge, auswählen würde.


Es traf einen Kerl im australischen Rugby T-shirt. Erfürchtig musste er in die Mitte gehen, mit erhobenem Kopf den Zweig aufheben und mit Augenkontakt zum Maorihäuptling wieder rückwerts gehen. Dennis hatte zuvor erklärt, dass er keinen Fehler wahrend dieser Zeremonie machen darf, weil der kleinste Fehler, das sichere Zeichen für einen krieg wären.

Natürlich war es in diesem Rahmen nur etwas Spaß. Vor hundert Jahren jedoch, war es noch genauso.


Bei uns verlief alles ganz friedlich und wir wurden anschließend in das Dorf eingelassen. Im Dorf selber standen kleine Hütten mit den typischen Maorischnitzereien am Dach. Wir wurden in mehrere kleinere Gruppen eingeteilt und durften so im rotationsverfahren reih rund von Haus zu Haus gehen. In jeder Hütte wurden Handwerke, Spiele und Bräuche vorgestellt. Wir kamen als erstes zum Tatoo-Haus. Dort wurde uns die Technik des tatoowierens mit Hammer und Farbmeißel erklärt. Früher trugen die Maoris ihre Lebensgeschichte als Tatoo im Gesicht. Die Farbe wurde in die Haut geschlagen. Und James Cook soll wohl damals das Wort "Tatu" der Maori mit nach England gebracht haben, woraus dann das Wort "Tatoo" entstand.

Am zweiten Haus mussten alle Männer der Runde nach vorne und lernten den "Haka", den Kriegstanz. Wer sich für Rugby interessiert, kann beim nächsten Spiel der "All Blacks", der Nationalmannschaft Neuseelands, einschalten. Denn sie führt vor jedem Spielbeginn den Haka auf.


Am dritten Haus durften die Frauen ran. Das Schwingen des Pompomps wurde erklärt und gezeigt.

Danach wurde uns an der nächsten Hütte das Stockspiel vorgestellt. Fünf Freiwillige durften mit spielen.

Das bekannte flechten von Flachs wurde danach vorgestellt, sowie ein weiteres Laufspiel.

Dass wir alle aktiv mit machen durften, gefiel mir wieder einmal sehr gut.


Anschließend durften wir zugucken, wie das "Hangi", das traditionelle Essen aus dem Erdofen gehoben wurde. Fleisch, Kumarakartoffeln, Möhren etc. Später würden wir das zu essen bekommen.


Dann durften wir im Versammlungshaus platz nehmen und bekamen Einblicke in Tänze und Lieder. Am Ende folgte natürlich der Haka. Es ist immer wieder irre, wenn man diese Tradition hautnah erleben darf. Vor allem wenn einen diese furchteinflößenden Gesichter mit weit aufgerissenen Augen und heraus gestreckter Zunge anstarren.


Am Ende gingen wir in den Saal, in dem bereits das Buffet mit einigen Dingen vom Hangi aufgebaut waren. Mmhh yamm yamm. Neben uns saß ein Ehepaar aus Spanien. Sie reißten zwei Wochen durch Neuseeland. Wir tauschten uns aus und gaben uns gefenseitig Tipps.

Zuletzt sangen die Busfahrer ein maorisches Abschiedslied für uns und wir stiegen satt und happy in die Busse, die uns zurück nach Roturua brachten.



So gingen ein langer Tag und ein schöner Abend zu ende.


Gute Nacht aus der alten Möhre,

Eure Weltenbummlerin ;)