Sydney(zeit)reise

Am Dienstagmorgen, als ich aufwachte, war die Geiselnahme bereits durch die Polizei beendet worden. Nachdem sie Schüsse aus dem Lindtcafe hörten, stürmten sie das Gebäude. Zwei Geiseln und der Geiselnehmer starben. Der Manager des Cafes und eine Mutter von drei Kindern, die als Gast in dem Cafe war; wurden von dem Geiselnehmer getötet, bevor die Beamten stürmen konnten. 

Zwei Menschen, die einfach aus dem Leben gerissen wurden, von jetzt auf gleich. Die Familie, Freunde und andere in Schock und Trauer zurück lassen. 


Da ich am Vortag noch nicht wusste, ob die Fähren fahren, hatte ich meinen Ausflug nach Manly und zum Manly Beach auf Mittwoch verschoben. So saß ich nun im Bus Richtung Terrey Hills, zur German International School Sydney, um dem deutschen Kindergarten einen Besuch abzustatten. 

Die 30 minütige Fahrt dorthin war genial! Es kamen so viele Erinnerungen hoch!


Als erstes fuhr der Bus über die Harbour Bridge. Ein Moment, den ich damals jeden Tag genossen hatte. Trotzdem toll fand ;)! Die Wege und Straßen kamen mir sofort bekannt vor, manche Häuser ließen mich wieder an den Weg und seine besonderen Merkmale erinnern. Und von jeder Sekunde zu Sekunde veränderte sich auch die Luft. Der Geruch des Busches oder Outback kroch in meine Nase, gemischt mit dem Geruch von Sonne und Sonnencreme. An einer Station stieg eine ehemalige Lehrerin ein. Sie erkannte mich nicht und ich schmunzelte. 

Nach einer halben Stunde Fahrt kam die GISS endlich in Sicht und ich stieg aus. "Thanks driver. Have a nice day." und schwupps stand ich auf dem Bürgersteig der Schule. In Australien und Neuseeland bedankt man sich nämlich beim Fahrer fürs Fahren. Die wünschen einem dann einen schönen Tag zurück.


Ich ging weiter zur "Preschool", dem deutschen Kindergarten. "We are at the gym" - wir sind in der Turnhalle stand auf einem Zettel an der Tür. Dort traf ich dann Cathrine und Gudrun. Die Freude war groß die beiden wiederzusehen und auch sie erkannten mich wieder. Zwei andere Preschool Teacher kannte ich nicht, die waren neu. Die Turnstunde war gerade vorbei und wir gingen zurück in den Kiga. Dort 

traf ich Silke, die Leitung des Kindergartens. Es war schön alle noch einmal wieder zu sehen. Fast alle. Denn eine fehlte: Gaby.


Gaby war auch wie die anderen eine wundervolle Erhieherin dort. Sie hatte eine so tolle Art mit den Kids umzugehen. Seit März diesen Jahres hatte sie den langjährigen Kampf gegen Brustkrebs gewonnen und hatte sich mit einem anderen Deutschen der Schule gerade im Frühjahr verlobt. 2015 wollten beide heiraten. Gaby hatte in den 20 Jahren, die sie bereits in Australien lebte, eine ganze Menge durch gemacht. Sie hatte einmal alles verloren und sich mit ihrem Sohn alleine durch geschlagen. 


Und im August erfuhr ich zufällig, als ich in einem Klatschmagazin blätterte, dass Gaby eines der Opfer beim Malaysia Flug MH 1707 gewesen ist. Sie wurde vom Himmel geschossen, wie hundert andere Menschen auch. Einfach so. Ohne Vorwarnung oder Ankündigung. Der Tod traf alle ganz plötzlich innerhalb weniger Sekunden.

Man konnte richtig das Loch spüren, was Gaby hinterlassen hatte. 


Ich unterhielt mich eine ganze Weile mit Silke und bekam von ihr wieder neuen Input und neue Anregungen für die bilingue Arbeit und die Arbeit an sich. Sie zeigte mir, wie man aus Oregami-Papier einen Kranich faltete. Dieser sollte von mir für Gaby sein. Ihr Partner hatte die Aktion "1000 Kraniche für Gaby" ins Leben gerufen. Mehr infos findet ihr auf der FB page: 

"1000 Cranes for Gaby". Vielleicht macht ihr ja mit und faltet für Gaby