Sydney da bin ich ;)

Morgens um acht befand sich die Maschine dann endlich im Landeanflug auf Sydney. Ich hatte die Hoffnung vielleicht etwas von der Stadt in der Morgensonne aus einem der Fester zu erhaschen, doch von meinem Platz im Gang war das leider nicht möglich. Ich verabschiedete mich von einem Ehepaar, dass noch nach Christchurch weiter flog und stand bald darauf vor der Passkontrolle. Die Schlange vor mir war bereits schon beachtlich lang. Da nur drei von 10 Schalter geöffnet waren, füllten sich die Reihen nach mir enorm schnell. Es reichte ja nicht schon, dass man kaputt vom Flug war. Nein, es war stickig und heiß in der Halle vor der Kontrolle.

Wir warteten und warteten. Die immer wieder neu ankommenden Reisenden standen irgendwann sogar schon vor der Glaswand der Halle.

Es wurde dennoch kein weiterer Schalter geöffnet. Ganz im Gegenteil...eine Schalterfrau ging ganz seelenruhig in die Frühstückspause! Unfassbar! Da war sie wieder, die australische Grlassenheit "take it easy!".

Die Zeit zog sich wie Kaugummi. Es wurde immer länger. Nach 90 langen, warmen und stickigen Minuten war ich dann endlich mal an einem dieser Schalter angekommen. Das Eboladokument wurde genau gecheckt und mein Reisepass akribisch beäugt. Einen kurzen Moment kam mir der Gedanke an das olle Visa und ob jetzt alles gut gehen würde. Als die Lady einen Stempel in meinen neuen und noch jungfräulichen Pass knallte, war das mein Startschuss für Sydney ;).


Da seit der Landung schon fast zwei Stunden vergangen waren, kreiste sämtliches Gepäck aus dem Bauch unserer Maschine bereits die hundertste Runde auf dem Gepäckband. Schnell befreite ich meinen Koffer aus dem schlimmsten Drehwurm seines Gepäckdaseins und ging zur zweiten Kontrolle. Den Zollbereich. Brachte man tierische oder pflanzliche Produkte mit? Lebensmittel, Souvenirs usw. 


Ich hatte nur Lebkuchen, Schokolade und Marmelade. Damit durfte ich ganz easy durch das Tor zuckeln und so setzte ich meinen Weg zum Ausgang fort.

Ein Blick auf mein Handy sagte mir, dass sich mein Akku dem Ende zuneigte. Die Suche in der Empfangshalle, nach einem Wifi Spot blieb erfolglos. 

Da ich fùr die kommenden Tage in Sydney bei Andrea unterkommen konnte, musste ich sie jetzt erreichen um ihr bescheid zu geben, dass ich an unserem verabredeten Treffpunkt am Queen Viktoria Building endlich auf sie wartete.

Um zu verhindern, dass Andrea und ich uns verpassen würden, schickte ich ihr eine sms. Ich zuckelte mit Koffer und Co zum Zug, der mich direkt in die City brachte.

Der Zug war recht leer und schon fast in der Stadt als auf einmal eine Durchsage des Zugführers ertönte: "An alle Fahrgäste hier die Information, dass die Station Martin Place aufgrund eines großräumigen Polizeieinsatzes gesperrt ist. Die Züge fahren zwar durch, halten jedoch nicht an. Die Straßen rund um Martin Place sind weiträumig abgesperrt, bitte umgehen Sie diese Gegend. Ich kann Ihnen leidernicht sagen, was dort los ist. Aberwenn Sie Martin Place googlen, dann wissen Sie bescheid."



Sydney im Terrorchaos

Oha! Was ist da los? Ich machte mir erstmal nicht so viele Gedanken, solange ich an meiner Station ankommen würde.

Beim nächsten Halt stieg eine ältere Dame ein, setzte sich mir gegenüber und fragte mich, ob ich schon vom Martin Place gehört hatte. Ich erzählte ihr von der Durchsage des Zugführers und das ich gerade erst in Sydney gelandet war. Sie meinte daraufhin, dass alles abgesperrt sei.

Immer wieder neue Leute stiegen zu. Einige telefonierten und sprachen über die Sperrung und das in der Stadt einiges nicht mehr geht.

Jetzt machte ich mir doch etwas Gedanken. Aber meine größte Sorge war immer noch, dass mein Akku erlosch und ich Andrea nicht erreichen würde.


Endlich an der Town Hall Station angekommen, konnte ich auf dem Weg zum QVB eine seltsame Stimmung unter den Menschen ausmachen. Im der Zwischenzeit hatte ich gemerkt, dass ich die SMS an Andrea ohne Ländercode verschickt hatte. Also fragte ich einen Mann neben mir am Fahrstuhl nach der Ländervorwahl und schrieb ihr erneut. Der Mann fragte mich sogleich, ob ich aus Deutschland wäre. Und wir kamen etwas ins Gespräch. Er war auch Deutscher, lebt aber schon seit 60 Jahren in Australien. Er wollte wissen, wie lange ich bleiben würde und so weiter.

Wir verabschiedeten uns und ich ging zum Treffpunkt.

Endlich bekam ich eine Nachricht von Andrea zurück, dass sie gerade ein wichtiges Telefonat hat und in ca. 20 Minuten am Treffpunkt ist.


Während ich wartete, informierte ein Angestellter der Sydney Verkehrsbetriebe vor meiner Nase an einer Bushaltestelle stehend, darüber, dass Busse in einige Richtungen nicht mehr fahren und schlug Ausweichstrecken vor. Viele Leute wollten wissen, was am Martin Place vor sich ging, doch auch er durfte keine Auskünfte geben. Alles was er sagte war, meiden Sie die Gegend um Martin Place und meiden Sie wenn es geht den Aufenthalt in der Stadt.


So langsam wollte ich aber auch wissen, was da los war!

Auf einmal sprach mich der Mann vom Aufzug wieder an. Er war extra noch mal zurück gekommen, um mir bescheid zu geben, dass ich die Gegend um Martin Place meiden soll, weil dort Männer Menschen mit Maschinenpistolen bedrohten.


Ich fand das so nett, dass er sich um mich gesorgt hat und deshalb zurück kam. Das ist typisch in Australien, die Gastfreundschaft und die Hilfsbereitschaft.


Irgendwann kam Andrea. Sie war ebenfalls etwas in Sorge und war froh mich zu sehen. Sie erzählte, dass sie mir schon mehrere mails geschrieben hat, um mich zu informieren. Tja, aber ohne Internet erreichten die mich nicht. Endlich erfuhr ich auch, was am Martin Place los war.

Seit morgends gab es eine Geiselnahme im Lindt cafe, eventuell ein terroristischer Akt.

Deshalb waren die Oper und viele andere wichtige Gebäude bereits geschlossen. Die geschlossenen Geschäfte im QVB hatte ich bereits bemerkt. Die Fähren fuhren nicht mehr, so wie einige Busse und Züge. In der Stadt herschte Angst vor weiterem Terror und weiteren Geiselnahmen.

Sie war froh, dass mein Flieger überhaupt landen durfte.


Na klasse! Da hatte ich wohl ordentlich Glück gehabt.

Krampfhaft versuchten wir ein Taxi zu Andreas Wohnung zu bekommen. Leider herschte Chaos und kein einziges Taxi war in der City noch zu bekommen.

Also ging ich zu fuß. Mit allem Gepäck, bei brütender Hitze, in langer Hose, Langarmshirt und dicken Wanderstiefeln 45 Minuten durch die City. An der Wohnung angekommen, war ich fix und fertig. Kaputt und durcheschwitzt schleppte ich alles die letzten Treppen in den ersten Stock und ließ hinter der Tür alles erleichtert fallen. Ich fühlte mich wie ein Packesel, ia ia.


Um dem Jetlag keine Chance zu geben,

gönnte ich mir eine Dusche, schmiss mich in Tshirt und kurzer Hose und machte mich auf den Weg zurück in die 

Stadt. Schließlich musste ich noch bis abends wach bleiben. Da war Bewegung das Beste. Busse fuhren eh nicht mehr wirklich.

In der Innenstadt angekommen genehmigte ich mir einen Chai Tea Chiller bei Gloria Jeans Coffee. Meinem Lieblingsladen mit dem besten Chai Tee und um Länge besser als bei Starbucks.

Ich genoss einfach das Gefühl wieder zurück zu sein. Und es fühlte sich zudem so an, als wäre ich nur zwei Tage weg gewesen und nicht drei Jahre.


Gegen Abend traf ich mich wieder mit Andrea und wir gingen lecker Essen. 

Mit vollem Bauch überkam mich dann gegen neun die Müdigkeit und ich schlief sofort auf dem Sofa und gleichzeitig Bett für die nächsten Tage ein. 


Die Geiselnahme war immer noch in Gange und ein Ende nicht in Sicht. Es hatte sich immerhin herausgestellt, dass es kein Attentat einer Gruppe, sondern nur eines einzelnen war.


Ich hoffte darauf, dass die Fähren und alles andere wieder fahren würden.


Gute Nacht,

eure Weltenbummlerin